„Trennungen passieren selten wegen eines einzigen großen Ereignisses, sondern weil kleine Momente der Missachtung sich summieren“
John Gottman
Trennung in der Therapie
Trennungen gehören zu den tiefgreifendsten Erfahrungen unseres Lebens. Sie bringen uns an Grenzen, konfrontieren uns mit Schmerz, Verlust und Unsicherheit, und manchmal auch mit einer leisen Erleichterung. In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, wie vielfältig und ambivalent diese Zeit sein kann: Einerseits Abschied, andererseits das vorsichtige Entstehen von etwas Neuem.
Trennung als Übergang, nicht als Scheitern
In unserer Gesellschaft wird Trennung häufig als Scheitern betrachtet. Doch tatsächlich ist sie oft Ausdruck von Ehrlichkeit – sich selbst und dem anderen gegenüber. Beziehungen verändern sich, so wie Menschen sich verändern. Manchmal ist es ein Akt von Liebe und Respekt, eine Verbindung zu lösen, die nicht mehr trägt.
Viele Paare bleiben dennoch zusammen – aus Verantwortung für die Kinder, aus finanziellen Gründen oder aus Angst vor dem Unbekannten. Diese Motive sind zutiefst menschlich. Sie zeigen, wie komplex und verwoben Beziehungsentscheidungen sind. Und doch kann das dauerhafte Verharren in einer unbefriedigenden Beziehung auf lange Sicht ebenso schmerzhaft sein – für beide Partner und auch für Kinder, die oft feine Beobachter emotionaler Distanz sind.
Aus systemischer Sicht ist eine Trennung kein isoliertes Ereignis, sondern ein Übergang, der das ganze Beziehungsnetz berührt: Familie, Freundeskreis, Kinder, berufliches Umfeld. Wenn wir diese Verflechtungen bewusst wahrnehmen, können wir den Prozess achtsamer und mit mehr Verständnis für alle Beteiligten gestalten.
Selbstmitgefühl als Anker
Nach einer Trennung tauchen oft Fragen und Selbstzweifel auf „Hätte ich mehr tun müssen?“, „Warum habe ich das nicht früher erkannt?“, „Bin ich überhaupt liebenswert?“ Gerade dann ist Selbstmitgefühl ein wichtiger Anker. Er bedeutet sich selbst freundlich und verständnisvoll zu begegnen – mit der selben Wärme, die Sie einem nahestehenden Menschen schenken würden.
Selbstmitgefühl heißt nicht, den Schmerz wegzuschieben, sondern ihn liebevoll zu halten, ohne sich von ihm bestimmen zu lassen. Es ist die Grundlage, auf der Heilung und Wachstum entstehen kann.
Neuanfang braucht Zeit
Nach einer Trennung entsteht oft der Wunsch „nach vorne zu schauen“ oder „endlich loszulassen“. Doch Loslassen lässt sich nicht erzwingen. Es ist ein Prozess, der Zeit, Raum und Geduld braucht.
Ein Neuanfang bedeutet nicht, sofort weiterzumachen, sondern langsam wieder in Verbindung mit sich selbst zu kommen – mit den eigenen Bedürfnissen, Grenzen und Sehnsüchten. Erst wenn wir uns selbst wieder spüren, kann Neues wirklich entstehen.
„Manchmal müssen wir das loslassen, was wir sind, um das zu werden, was wir sein können.“
Virginia Satir
Begleitung in allen Phasen der Trennung
Ob Sie sich mitten in einer Trennung befinden, sich mit dem Gedanken auseinandersetzen oder bereits in einer neuen Lebensphase angekommen sind – jede Phase hat ihre eigene Dynamik und Herausforderung. In meiner Praxis begleite ich Einzelpersonen und Paare auf diesem Weg – mit systemischem Blick, Achtsamkeit und einer Haltung von Wertschätzung.
Trennung ist kein Scheitern, sondern ein Entwicklungsschritt. Eine Gelegenheit, sich selbst neu zu begegnen – mit Klarheit, Mitgefühl und der Bereitschaft, innerlich zu wachsen.
Denn hinter jedem Ende liegt die Möglichkeit eines neuen Anfangs – leise, ehrlich und in Verbindung mit sich selbst.
Herzlich,
Alexandra Frei



